Mit einer Provokation durch die Arbeitgeber durch ein Angebot von lediglich 2,5 Prozent bei einer Rekordinflation von 9,6 Prozent sind die Verhandlungen diesen Herbst in der Metallindustrie gestartet. Von Seiten der sozialdemokratischen Gewerkschaftsspitze wurde ein Abschluss unter der rollierenden Inflation von 9,6 Prozent ausgeschlossen.
Streiks wichtig
Angesichts der Provokation seitens der Unternehmen nur ein Viertel der Inflation als Lohnerhöhung zu bieten, war es wichtig zu reagieren und Warnstreiks zu organisieren. Dadurch konnte erreicht werden, dass das Angebot deutlich nachgebessert wurde. Es wäre jedoch mehr als der jetzige Abschluss möglich gewesen. Dieser ist auf zwei Jahre angelegt und bedeutet im heurigen Jahr eine Erhöhung der kollektivvertraglichen Löhne um 8,5 Prozent. Der KV-Mindestlohn beträgt nun 2.426,23 Euro. Die Ist-Löhne steigen um 10 Prozent, maximal um 400 Euro. Lehrlinge erhalten im ersten Lehrjahr ein Plus von 100 Euro und damit 1000 Euro monatlich, ab dem zweiten Lehrjahr beträgt die Erhöhung 8,5 Prozent. Gleich mitverhandelt wurde der Abschluss für das nächste Jahr, dieser soll ein Prozent über der rollierenden Inflation liegen.
GLB gegen Verschlechterungen
Die KV-Löhne werden geringer erhöht als die Ist-Löhne. Die 8,5-prozentige Erhöhung der KV-Löhne liegt unter der rollierenden Inflation und bringt einen Reallohnverlust etwa für jene, die neu zu arbeiten beginnen, oder die über Leiharbeit beschäftigt sind. Die zweite Verschlechterung ist die sogenannte Wettbewerbssicherungsklausel. Diese ermöglicht es Unternehmen die Ist-Erhöhung um maximal drei Prozent – auf sieben Prozent – zu senken. Betriebe in einer wirtschaftlich schwierigen Lage, können stattdessen eine Einmalzahlung oder Freizeit gewähren. Eine genaue Regelung war zum Zeitpunkt des vorläufigen Abschlusses noch nicht ausgearbeitet. Als GLB lehnen wir die Aufspaltung des Kollektivvertrages durch Verlagerung auf die Betriebsebene und auch die geringere Erhöhung der KV-Löhne unter der rollierenden Inflation ab.
Eine Mogelpackung – Kommentar von Magna Betriebsrätin und Arbeiterkammerrätin Hilde Tragler
Plus 10 Prozent maximal 400 Euro, so lautet die Erfolgsmeldung der sozialdemokratischen Gewerkschaftsspitze. Wer genauer hinsieht, der erkennt jedoch, dass die Sache einen gewaltigen Haken hat. Einerseits gibt es eine „Wettbewerbssicherungsklausel“, die es einzelnen Unternehmen erlaubt, bis zu 3 Prozent niedriger abzuschließen. Damit wird erstmals eine Spaltung zwischen den Betrieben erreicht und die Lohnerhöhungen auf die Betriebsebene verlagert. Andererseits werden die KV-Löhne nicht wie die Ist-Löhne um maximal 10, sondern nur um 8,5 Prozent erhöht. Eine Verschlechterung, die bei einem Neueinstieg, bei Leiharbeit, aber auch für alle, die sich zukünftig beruflich verändern wollen, zum Tragen kommt.
Ich finde man soll uns nicht für dumm verkaufen und uns die ganze Wahrheit erzählen. Weil ich will, dass alle die volle Lohnerhöhung bekommen sollen, weil ich diese Spaltung nicht will, habe ich im Verhandlungsteam der Fahrzeugindustrie gegen diesen Abschluss gestimmt.